PYROTECHNIK: RAUCHFACKELN UND SIGNALRAKETEN

Vor- und Nachteile, wie man sie handhabt und was an Bord von Charter- und Eigneryachten mitgeführt werden muss. Von Robert Grünwald
Quelle: Yachtrevue Ausgabe 8/2011

Sie zählen zu den Klassikern der maritimen Notfallalarmierung und kommen zum Einsatz, um potenzielle Helfer in der Nähe aufmerksam zu machen und insbesondere nachts den Weg zu weisen. Pyrotechnische Signalmittel sind in vielfältiger Form zu bekommen und leicht zu handhaben, wenn man Folgendes beachtet:
Haltbarkeitsdatum beachten, auch auf Charteryachten! In der Regel sind die Signalmittel nach drei Jahren abgelaufen und sollten ersetzt und fachgerecht entsorgt werden, was theoretisch kostenpflichtig beim Entminungsdienst erledigt werden kann. Praktisch werden die meisten zu Silvester abgefeuert – allerdings mit dem geringen Restrisiko, dass Fehlzündungen oder Rohrkrepierer schwere Verletzungen verursachen können.

Abfeuern von Handsignalmitteln aus oben genannten Gründen idealerweise mit Lederhandschuh. Signalpistolen wegen des Rückstoßes mit gestreckten Armen abfeuern, die zweite Hand stützt jene am Abzug. Für alle Signalraketen gilt: Steil nach oben feuern, aber Vorsicht mit dem Rigg! Unterschiedliche Systeme. Signalmittel sind in vielfältiger Form erhältlich, von der „echten“ Signalpistolenmunition bis zum handlichen Abschussgerät, das „am Mann“ getragen werden kann.

EIN ÜBERBLICK:

1.) Signalpistole Kaliber 4:
Unterschieden werden Patronen mit Einzelsternen sowie Fallschirmraketen in unterschiedlichen Farben. Erstere steigen etwa 120 Meter hoch, leuchten rund acht Sekunden und kosten acht bis zehn Euro pro Stück. Besser, weil in einer Höhe von bis zu 300 Metern 30 Sekunden lang sichtbar, sind Fallschirmpatronen. Preis: ca. 25 bis 30 Euro pro Stück. Alle Patronen sind universell in Kaliber- 4-Signalpistolen einsetzbar, für die Pistole muss man mit 100 bis 150 Euro rechnen.

 

2.) Handfackeln:
Werden per Reißzünder entfacht und leuchten etwa eine Minute. Preis: 10 bis 15 Euro pro Stück. n Rauchfackeln und -töpfe. Erstere werden wie Leuchtfackeln, aber tagsüber genutzt, Rauchtöpfe oder -bojen zündet man und wirft sie ins Wasser (Rauchentwicklung etwa drei Minuten). Teurer als Handfackeln.

3.) Handraketen.
Meist gleiche Höhe und Leuchtdauer wie Fallschirmpatronen einer Signalpistole, aber simple Bedienung ohne separate „Waffe“ – allerdings teurer als Fallschirmpatronen.

4.) Signalgeber.
Als Einmalgerät oder nachladbare Abschussvorrichtung erhältlich. Seit Jahren bekannt ist Nicosignal, beispielsweise mit sechs Patronen um 50 Euro. Nachteil sämtlicher Signalgeber ist die meist geringere Steighöhe und Leuchtdauer als bei Einzelhandraketen oder Signalpistolenmunition.

5.) Laserfackel.
Neu, noch nicht als Pyrotechnikersatz zugelassen, dementsprechend nur als ergänzende Ausrüstung sinnvoll und erst in den nächsten Monaten lieferbar: Odeo Laserfackel. Das Gerät soll mit vier rotierenden Lasern die gleiche Sichtweite wie eine normale Handfackel liefern, leuchtet aber mit einem Batteriesatz (AA) fünf Stunden lang, ist natürlich mehrmals einsetzbar und hat kein Ablaufdatum. Preis: € 119,95.

AUSRÜSTUNGSPFLICHT, AUCH BEIM CHARTERN!

Signalmittel zählen zu den ausrüstungspflichtigen Gegenständen an Bord. Folgende Signalmittel sind auf österreichischen Privatyachten mit Seebrief ab dem Fahrtgebiet 2 mitzuführen: vier rote Fallschirmsignale, vier rote Handfackeln, vier weiße Handfackeln sowie Signalgeber bzw. Signalpistole.

Auf Charteryachten gelten die Vorgaben des jeweiligen nationalen Schifffahrtsregisters, in dem die Yachten eingeflaggt sind. In Kroatien müssen beispielsweise sechs Handsignalraketen und zwei Rauchtöpfe an Bord sein – sofern die Chartergenehmigung nur für kroatische Gewässer ausgestellt ist. Bei einer Genehmigung für die Nachbarstaaten sind vier Fallschirmraketen, sechs Handsignalraketen und zwei Rauchtöpfe erforderlich. Die Vollständigkeit sowie das Ablaufdatum werden jährlich behördlich – meist durch den örtlichen Hafenkapitän – überprüft.

Die Prüfer sind in der Regel sogar recht pingelig, sagt Albert Grassl von Trend Travel Yachting. Trotzdem sollte man die Signalmittel unbedingt beim Check-in selber überprüfen – auch damit man verinnerlicht, wo sie an Bord zu finden sind!

Quelle: Yachtrevue Ausgabe 8/2011